Ein Kommentar
Wenn am heutigen Freitag dem 21.12.2018 das letzte Stück „schwarzes Gold“ in Deutschland aus der Tiefe ans Tageslicht kommt, wird es erneut ein Stück dunkler im Ruhrgebiet. Das Ende einer Ära, Schicht im Schacht. Es wird ein lachendes und ein Weinendes Auge werden, wobei die Waage dazwischen bei Vielen unterschiedlich ausgerichtet sein wird.
Zum einen sind es die Subventionen und zum anderen die Schäden an Gebäuden, Welche zeigen, dass man nur begrenzt Ressourcen aus dem Boden ziehen kann. Die Altlasten werden uns Ewig weiter verfolgen. Über 220 Mio. Euro im Jahr müssen hierfür aufgebracht werden. Die Umwelt ist der heimliche Gewinner, der aber dennoch eine dicke Schramme in dieser Region abbekommen hat.
„Kohle hat den Pott stark gemacht.“ Die Anzahl der Menschen, die zwischen Neuenkirchen und Hamm von der Kohle in irgendeiner Form abhängig waren ist enorm. Sei es der Bergmann selbst, oder die Bäckerei, die den Kumpels an der Straßenecke die Kniften verkauft hat. Bereits seit Jahrzehnten hat es einen Strukturwandel gegeben, der das Ende der Kohle auffangen sollte.
Zum Teil hat das auch funktioniert. Betriebe wie Opel oder Nokia haben zum Beispiel in Bochum Menschen aus der Arbeiterklasse aufgenommen und ihnen eine Zukunft gegeben. Aber auch diese Firmen sind inzwischen weg und die Politik hat es versäumt, genau diesen „Malochern“ Optionen zu bieten. Ob ein „Gesundheits-Campus“, Callcenter oder Logistik-Firmen an diesem Punkt ansetzen können, ist fragwürdig, wird aber als zukunftsorientiert medienwirksam gefeiert – von Politikern und anderen Krawattenträgern. Auch bei der letzten Schicht in Bottrop werden sie in der ersten Reihe stehen und mit einem breiten Grinsen den sechs Bergleuten das Stück Kohle aus der Hand nehmen, die hinter ihrer Brille die letzte Träne nicht zeigen wollen. Viele Bergleute werden es bei den 550 geladenen Gästen an diesem Freitag nicht sein.
Nach diesem Freitag aber muss man sich die Frage stellen, was es bedeutet, die Steinkohle in Deutschland nicht mehr zu fördern. Das weltweit modernste Bergbau-Land wird weiter an der Technik tüfteln und Diese nach Peru, Russland oder China liefern. Deutschland bleibt Entwicklerland, nutzt jedoch die eigenen Innovationen nicht (mehr) und zahlt nun den Preis für Importe aus Ländern, die es mit der Sicherheit und Menschenrechten nicht so genau nehmen. Wie bei den Diamanten aus Afrika muss man sich vor Augen halten, unter welchen Bedingungen die Kumpel in den oben genannten Ländern die Kohle zu Tage bringen müssen. Wird das Wort „Blutkohle“ jemals Gebrauch finden?
Als Nicht-Bergmann hatte ich zum Glück die Chance, auf Auguste-Viktoria 8 in über 1400 Meter Tiefe einfahren zu dürfen. Eine Erfahrung, die prägt. Da unten sind die anderen 50% des Ruhrgebiets. Die 50% auf der meine Heimat lange Zeit gebaut hat und von der wir viel zu verdanken haben. Daher auch mein Dank an die Malocher, die Kumpels, die es bis heute verstanden haben, dass ein Miteinander wichtiger ist, als ein Gegeneinander. Die mit ihrer Ehrlichkeit diese Region geprägt haben. Eine Ehrlichkeit, die immer mehr ausstirbt oder nicht anerkannt wird.
Danke !